Digitale Resilienz oder Digitale Kolonie?

Deutsch
Dieser Vortrag wird auf Deutsch gehalten. / This Talk will be held in German.

Oh, wie schön ist die moderne IT! So denken viele Entwickler:innen. Für viele Bausteine ihrer Anwendungen gibt es fertige Plattformdienste von den Cloudanbietern. Oder fertige Softwaremodule von SaaS-Anbietern, typischerweise bei denselben großen Cloudanbietern gehostet. Nie zuvor ließen sich auch komplexe Lösungen so schnell zusammenbauen. Wenn die Anwendung dann erfolgreich läuft, kommt das Erwachen: Die gemanagten Dienste sind ganz schön teuer! Und oft auch nicht flexibel genug oder gar weiter entwickelbar. Und nicht datenschützend. Und nicht resilient gegen geopolitische Unwägbarkeiten.

Diese Abwägung kann man bewusst so treffen, aber nicht selten dürfte es Entwicklungsteams so gehen, dass sie sich ohne bewusste Entscheidungen in eine viel stärkere Abhängigkeit begeben haben, als sie es bewusst entschieden hätten. Die Gesellschaft für Informatik spricht von Europa angesichts der Masse solcher Abhängigkeiten als eine digitale Kolonie.

Die Keynote schaut einmal auf die verschiedenen Kategorien von Abhängigkeiten und die entsprechenden souveränen Alternativen. Wie kann man die Alternativen gestalten, welche gibt es bereits und wie kann man systematisch abwägen? Dabei ist klar, dass man anhand der eigenen Fähigkeiten und der von vertrauenswürdigen Partnern einerseits und des Bedarfs an Resilienz und Unabhängigkeit andererseits immer abwägen wird müssen. Außerhalb vielleicht des militärischen Bereichs dürfte kaum jemand so weit gehen wollen, vollständig eigene Hardware zu entwickeln. An der anderen Seite des Spektrums steht dann möglicherweise ein Kubernetes-Operator, der einem ohne viel Aufwand einen teuren und mit hartem Lock-in verbundenen Managed Service erspart.

Am Ende sollen die Teilnehmenden ein Verständnis haben, wie sie bei Architektur- und Implementierungsentscheidungen frühzeitig erkennen, welche Abhängigkeiten diese zur Folge haben und entsprechend diese Risiken bewusst managen oder auch weitgehend vermeiden.

Kurt Garloff
Kurt Garloff
hat Physik studiert und seine Leidenschaft für Open Source zum Beruf gemacht – u.a. als Kernelentwickler, Team-, Abteilungs- und Bereichsleiter bei SUSE. Später verschob sich sein Fokus auf den Bau von offenen Clouds, etwa als Chefarchitekt beim Aufbau der OpenTelekomCloud bei T-Systems. Seit Ende 2019 war er Kopf der Sovereign Cloud Stack-(SCS)-Bewegung, in der ein Netzwerk von Cloudanbietern mit gemeinsamen Standards und vielfach auch gemeinsamer Software und Wissensaustausch bzgl. Betriebsprozessen entstand. Er setzt sich für digitale Souveränität ein und wird nicht müde, Scheinlösungen als solche anzuprangern. Nach dem Ende der Förderung durchs BMWK führt er Kompetenzaufbau und Softwareentwicklung in seinem Unternehmen S7n Cloud Services GmbH fort und trägt weiter zur Standardisierung im Forum SCS-Standards der OSBA bei.

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